Der beste Job der Welt? Wir haben ihn gefunden und verraten, wie du ihn kriegst
Fürs am Pool abhängen bezahlt werden? Aber gerne doch...
Wir trafen Wellnesshotel-Testerin Andrea Labonte von Wellness Heaven zum Interview.
Hier erzählte sie uns alles, was ihr zum Thema Wellnesshotel-Tests wissen müsst.
Sich den ganzen Tag verwöhnen lassen, die Seele baumeln lassen und das in den schönsten Hotels der Welt? Cool! Dafür noch bezahlt werden? Cooler! Das als Jobtitel auf seiner Visitenkarte stehen zu haben? Unbezahlbar. Aber doch möglich, denn genau das ist es, was eine Wellnesshotel-Testerin tut. Wir haben mit Andrea Labonte von Wellness Heaven über ihren Job gesprochen und verraten, wie auch ihr euch diesen Traumjob angeln könnt.
Hallo Frau Labonte, schön dass Sie Zeit für uns haben. Wie sieht denn ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
“Ich habe das große Glück, dass sich mein Arbeitsalltag oft an den schönsten Orten der Welt abspielt, nämlich überall dort, wo sich exzellente Spa-Hotels befinden. Das kann inmitten des Indischen Ozeans auf einem kleinen maledivischen Eiland sein oder in einem abgelegenen malerischen Bergdorf. Meist bin ich während einer Evaluierung (also der Hoteluntersuchung) sehr viel mit Notebook unterm Arm im Hotel unterwegs, um die einzelnen Einrichtungen zu prüfen. Den ausführlichen Testbericht verfasse ich dann aber auch ganz konservativ am Schreibtisch meines Hotelzimmers. Mein Privileg ist es aber, dass neben der numerischen Wertung und dem Schreiben von Testberichten so angenehme Aspekte, wie in einem Gourmet-Restaurant zu speisen, ungewöhnliche Spa-Treatments zu testen oder im Infinity-Pool des Hotels meine Bahnen zu ziehen zu meiner Arbeit gehören. Denn unser Ziel ist, das Wellnesshotel aus der Perspektive des Gastes zu erleben, um es anschließend mit unserer Erfahrung präzise bewerten zu können.”
Oh wow, hört sich toll an! Und auf was achten Sie genau bei Wellnesshotels?
“Wir achten bei unseren dreitägigen Hoteltests auf jedes noch so kleines Detail: Die Qualität eines frisch gepressten Orangensafts beim Frühstück zum Beispiel oder die Herzlichkeit des Empfangs beim Check-In. Außerdem prüfen wir natürlich die Größe, Vielfalt und Qualität des Hotel-Spas: Gibt es einen Indoor-, Outdoor, Sole-, oder Meerwasserpool? Oder wie ist das Können des Küchenchefs und seiner Mannschaft einzuschätzen? Besitzt das Wellnesshotel eine solitäre Lage und wie ist die Architektur des Hauses zu beurteilen? Das Resultat sind dann Einzelnoten in den Kategorien: Spa, Kulinarik, Zimmer, Lage und Service sowie eine Gesamtbewertung und ein detaillierter Testbericht.”
Gehen Sie privat denn auch noch Wellness machen oder wird das irgendwann zuviel?
“Eher selten. Privat verbringen wir unseren Urlaub meistens in einem abgelegenen Ferienhaus direkt am Meer. Ganz ungezwungen ohne festgelegtes Programm. Bei so vielen Reisen und Hotelbesuchen genießen wir hier vor allem die legere Atmosphäre und eine entspannte Urlaubsroutine, die aus Schwimmen, Schnorcheln und Lesen besteht. Das Ferienhaus ist wie ein zweites Zuhause und perfekt auf unsere Bedürfnisse abgestimmt. Daher gibt es hier glücklicherweise nicht viel zu bewerten – außer dem Wetter vielleicht. Und das ist am Mittelmeer im Sommer fast immer hervorragend!”
Was ist das Skurrilste, was Ihnen jemals im Job passiert ist?
“Da gibt es eine Menge kurioser Dinge: Zum Beispiel die Frage eines Masseurs, ob ich im Zuge eines Ganzkörperpeelings auch eine gepeelte Brust wünsche. Bis heute hat sich mir die Sinnhaftigkeit einer glatt gebohnerten Brust nicht offenbart. Als wahres akustisches und visuelles Highlight empfand ich die an Ekstase grenzende tänzerische und stimmliche Darbietung einer Vollblut-Masseurin während einer Lomi Lomi Nui Anwendung. Oder die Begegnung mit einer überambitionierten Personal Trainerin, die den Walking Anfänger Kurs mit meinem Mann und mir kurzerhand abbrach, weil wir anscheinend nicht den richtigen Walking-Rhythmus fanden. Da sich die Anzahl der denkwürdigen Erlebnisse in meinem Berufsalltag häuften, begann ich irgendwann über die skurrilsten Erlebnisse in meiner Kolumne „Aus dem Leben einer Hoteltesterin“ zu berichten. So gehören defekte Wasserflugzeuge, die mich als aerophoben Passagier über den Indischen Ozean transportieren, genauso zu unvergesslichen Reise-Erlebnissen wie busengrapschende Affen in Bali oder wild gewordene Wildschweine auf Sardinien.”
Witzig! Jetzt aber zur Frage, die uns allen auf der Seele brennt: Wie wird man Wellnesshotel-Testerin?
“Da kann ich nur für mich sprechen: Bei mir begann alles im Jahr 2006 als ich mit meinem Mann ein verlängertes Wellness-Wochenende in einem eher mittelmäßigen Tiroler Hotel verbrachte. Wären wir im Vorfeld besser informiert gewesen, hätten wir das Hotel nicht gebucht. Das war die Initialzündung. Damals gab es noch kein Online Hotelbewertungsportal mit dem Schwerpunkt Spa und wir haben diese Marktlücke für uns entdeckt. Da mein Mann über Programmier-Erfahrung verfügt, begann er, Wellness Heaven aufzubauen. Ich arbeitete zu dieser Zeit noch hauptberuflich als Marketing Managerin bei einem globalen Luxusgüterkonzern. Somit war mir das Marktsegment internationaler „Highend“-Produkte vertraut und ich konnte diese Erfahrungen bei der Evaluierung erstklassiger Wellnesshotels weiter ausbauen. All das, meine Leidenschaft zu schreiben und natürlich zu reisen, machen für mich das Testen von Wellnesshotels zu einem Traumberuf.”