24 Stunden wandern? Challenge accepted!
"OMG! Was habe ich mir nur dabei gedacht?", "Das war der größte Fehler meines Lebens!", "Hätte ich doch mal zwei Paar Schuhe mitgenommen..."
Diese und noch weitere Gedanken spuken mir Nachts gegen 02:30 Uhr durch den Kopf, während ich irgendwo in der Karwendel-Alpenwelt unterwegs bin. Jap, ihr lest richtig: Mitten in der Nacht unterwegs im Gebirge. Sowas passiert, wenn man an einer 24 Stunden Wanderung teilnimmt. Denn ja, meine Kollegin Christina und ich haben uns vor genau zwei Wochen der mega Herausforderung gestellt und an den "24 Stunden von Bayern" teilgenommen: Eine Wanderung, die den ganzen Tag und die ganze Nacht dauert. Ohne Schlafen! Klingt unmöglich und unmachbar, genau deswegen wie für uns gemacht. Challenge accepted!
Wie die Wanderung war, mit welchen Katastrophen wir klarkommen mussten und - am allerwichtigsten - ob wir durchgehalten haben, erfahrt ihr in der Gallery. Berg Heil, oder so.
07:30 Uhr: Hello Wanderlust! Hoch motiviert kommen wir am Startpunkt der Wanderung in Mittenwald an. Neben uns laufen noch etwa 400 weitere Wanderer mit. Die Sonne strahlt mit uns um die Wette und die Stimmung ist ausgelassen. Dass sich das bald (also in etwa 12 Sunden) drastisch ändern soll, wissen wir jetzt noch nicht.
Better safe than sorry! Bevor wir loswandern prepariere ich meine Füße mit Pflastern. Eine sehr weise Entscheidung, wie ich später feststellen werde.
Los geht's: Die ersten Kilometer fühlen sich an wie eine Mischung aus Schul-Wandertag und Völkerwanderung. Alleine ist man nie unterwegs und läuft die Strecke mit einem Pulk von anderen Rucksackträgern. Sogar ein Hund ist dabei ... ohne Rucksack natürlich.
Landschaftlich ist die Wanderung von Anfang an eine Wucht: Über hohe Brücken (hier die Geisterklamm ), die man trotz Höhenangst überwinden muss, bis zu tiefen Schluchten mit Wasserfällen ist echt alles dabei.
Gegen Mittag (und etwa 20 Kilometern) lösen sich die Wandergruppen langsam auf und wir haben endlich etwas mehr Ruhe. Und ja, ich kann es nicht leugnen: Das Feeling von "Into the Wild" oder "The Trip" stellt sich langsam ein. Wahnsinn!
Das Coole? Etwa alle zwei Kilometer haben die Anwohner der Region kleine Stände aufgebaut. Hier kann man altes Handwerk bestaunen, Wildwurst probieren oder - wie hier - Schnaps mit einer Hexe trinken, die mir übrigens auch die coole Kriegsbemahlung auf den Backen verpasst hat.
Lange aufhalten kann man sich dort aber trotz allem nicht. Wir haben Zeiten, die eingehalten werden müssen. Geht man zum Beispiel zu langsam, pausiert zu oft oder verquatscht sich an einem der Stände, muss man die Zeit wieder aufholen.
12:00 Uhr: Mittagspause! Die erste "richtige" Pause machen wir vor herrlicher Kulisse bei herrlichem Wetter.
Und ja, langsam aber sicher schleichen sich Gedanken ein, wie "Woah, wie schön es wäre, einfach hier zu bleiben und sich in die Sonne zu legen."
Aber ihr wisst ja: Der Weg ist das Ziel und deshalb laufen wir natürlich weiter.
Mittlerweile haben wir schon über 20 Kilometer zurückgelegt. Es folgen aber noch über 50(!). Tapfer stapfen wir weiter. Mal alleine...
... mal in Gesellschaft. Je nach Laune (und Kondition) kann man sich aussuchen, mit wem man so läuft und ob man sich unterhalten will.
14:00 Uhr und das Wetter sitzt ... äh ... hält. Also noch!
Keine vier Stunden später und 15 Kilometer weiter sieht es nämlich schon so aus. Oje!
Ob wir weitergehen dürfen, ist unklar. Die Bergwacht ist unsicher. Es gibt eine akute Gewitter- und Sturmwarnung. Und wie wir alle wissen, sind Gewitter und Berge jetzt nicht die beste Kombi. Was jetzt passiert ist völlig unklar. Aber wir...
... sind natürlich weiter gelaufen (die Bergwacht gab das Go) und sehen eine Stunde später so aus. Nass bis auf die Unterhose, kein Witz!
Und das war passiert: Wie angekündigt schlug das Wetter total um, es gewitterte und hagelte. Und wir mittendrin! Die Bergwacht kam uns sogar zur Hilfe und wir standen kurz davor, in ein Notquartier verfrachtet zu werden.
Nach einer halben Stunde war der Spuk aber wieder vorbei und die Wanderung konnte fortgesetzt werden.
Christina war nicht mal in der Lage, die Situation photografisch festzuhalten, so schlimm war es. Lachen können wir aber trotzdem noch. Was anderes bleibt einem in so einer Situation auch irgendwie nicht übrig.
In einer Berghütte wird sich umgezogen (Wechselklamotten hatten wir in weiser Voraussicht dabei) und trockengeföhnt und dann geht's auch direkt weiter. Und nein, ich bin natürlich nicht in Flip Flops gelaufen. In feuchten Stiefeln ging's tapfer weiter.
Gegen 21:30 Uhr wird es langsam dunkel und wir sind noch immer unterwegs. Nur zur Info: Mittlerweile sind wir über acht stramme Stunden gewandert. Stirnlampe an und weiterlaufen.
Von den ehemals über 400 Teilnehmern sind auch nicht mehr viele übrig. Das schlechte Wetter oder die Erschöpfung hat einigen den Rest gegeben. Aber nicht mit uns, wir laufen tapfer weiter! Unser Lieblings-Motto gegen 00:30 Uhr: Nur die Harten kommen in den Garten.
Aber auch die Harten müssen sich mal ausruhen. Dank der super Versorgung gibt es auf der Strecke verteilt verschiedene Versorgungszelte. Hier kann man schlafen, Tee trinken, eine Kleinigkeit essen, sich sogar massieren lassen oder einfach mal kurz ausrasten. So wie ich. Aber hey, es war 03:30 Uhr, da kann sowas schon mal vorkommen.
Es wird wieder hell: Sonntagfrüh, ca. 05:30 Uhr. Christina ist super gelaunt und hat sich sogar ein Eis aus Ziegenmilch organisiert. Für mich vollkommen unerklärlich. Ich (die leicht gebückte Person links im Bild) bin am Ende meiner Kräfte, mies gelaunt und mir ist schlecht.
Helfen kann da nur der nette Almöhi, der plötzlich im Morgengrauen am Wegesrand steht und uns einen Schnaps anbietet. Das Lächeln fällt trotzdem nicht leicht, wie man unschwer erkennen kann.
Von jetzt an sind es nur (!) noch zehn Kilometer zum Ziel. Für alle Nichtwanderer: Das sind etwa nochmal zwei Stunden. Aber ganz ehrlich? Nach knapp 24 Stunden kommen einem zwei wie ein Klacks vor. Trotzdem steigt das Aggressionslevel von Minute zu Minute.
Ich weiß nicht wie und ich weiß auch nicht warum, aber wir sind einfach weitergelaufen. Mittlerweile glaube ich, in eine Art Trance- oder Meditations-Zustand gefallen zu sein: Man setzt einfach einen Fuß vor den anderen und vergisst die schweren Beine und die mit Blasen übersäten Füße (die Pflaster vom Vortag waren natürlich nach der Überschwemmung in den Schuhen abgegangen).
Trotzdem ist uns der Wahnsinn nach etwa 23 Stunden deutlich ins Gesicht geschrieben... Der Wander-Buddy sollte weise gewählt sein, so eine 24-Stunden-Wanderung ist schon eine kleine Bewährungsprobe für die Freundschaft.
Aber glaubt es oder glaubt es nicht: Wir haben es geschafft! Um 8:00 Uhr sind wir unter Applaus und Jubel der Anwohner ins Ziel eingelaufen. Naja, was heißt gelaufen, eher eingehumpelt wie zwei Greise. Trotz gebückter Haltung, Watschelgang und verzogenem Gesicht war ich nie stolzer auf mich und Christina! Wir haben trotz Wetterumbruch und Schmerzen einfach weitergemacht und sind daran gewachsen. Ja, wirklich!
Für alle, die sich jetzt denken "hey, das ist genau das Richtige für mich. Das will ich auch.": Die nächsten 24 Stunden von Bayern finden vom 24. bis 25. Juni 2017 in Bad Hindelang im Allgäu statt. Also, wir wären sofort wieder am Start!
An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Crystal Communications und Bayern Tourismus, die uns diese tolle Erfahrung ermöglicht haben.
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