Nicht dünn, nicht dick: Jetzt kommen die “Inbetweenies”
Petit Fashion für sehr schmale Frauen, Plus Size für Frauen mit Kurven – schön und gut. Aber was ist mit den vielen Frauen, die zu dünn sind für Übergrößen-Mode, aber nicht in Zara, Mango & Co. passen?
Die niederländische Stylistin und Bloggerin Edith Dohmen von „Style has no size“ gehört genau zu dieser Gruppe und nennt diese Frauen „Inbetweenies“. Super Idee und Grund genug, mit der 38-Jährigen mal über das Zwischengrößen-Phänomen zu reden.
Du warst die Erste, die den Begriff „Inbetweenie“ benutzte. Was heißt das genau?
Inbetween bedeutet im Englischen: dazwischen. Inbetweenies sind für mich Frauen, die sich zwischen den Standardgrößen (bis 42) und den Übergrößen befinden. Für das eine sind sie zu dick, für das andere zu dünn. Eine meiner Leserinnen hat mal geschrieben: „Ich bin keine Twiggy, aber auch keine Miss Piggy.“ Das drückt gut aus, wie verloren wir uns in der Modewelt fühlen, weil es für uns nur wenig Angebot gibt.
Hast Du deshalb auch den Blog? Um dieser Gruppe von Frauen eine Stimme zu geben?
Ich möchte Inbetweenies modisch inspirieren. Außerdem ist es mein Ziel Modelabels dazu bringen, ihre Klamotten bis Größe 46 anzubieten. Die Durchschnittsfrau in England trägt Größe 44, die typische deutsche Frau 42. Aber die meisten Marken produzieren nur bis 42. Klassische Übergrößen, also Plus Size, fangen für mich erst bei 48/50 an. In Übergrößenläden finde ich also auch nichts. Ich weigere mich auch, dort zu shoppen. Eigentlich will ich, wie andere Frauen, zu den normalen Shops gehen.
Findest du nicht, dass sich das Shopping-Angebot für kurvige Frauen in den letzten Jahren verbessert hat?
Klar, langsam wachen die Modefirmen auf. Natürlich auch, weil in diesem Markt viel Geld zu verdienen ist. Selbst Mango bringt mit ihrere Linie Violetta eine Kollektion in größeren Größen heraus. Früher war es schwerer, schöne Sachen zu finden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie happy ich war, als Primark in die Niederlande kam! Endlich konnte ich Shorts und bunte Klamotten kaufen, weil sie in meiner Größe angeboten wurden. Man kann in solchen Sachen auch als kurvige Frau toll aussehen – wenn sie passen.
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Wo shoppst du noch gerne?
Asos ist super. Die bieten ihre Kollektion bis Größe 46 an. Außerdem liebe ich Monki und Cos, weil jeder diese Schnitte tragen kann. Und ich bin süchtig nach den Blazern von Weekday! Die Plus Size-Linie von H&M dagegen ist schrecklich altmodisch. Die würde ich gerne mal beraten. Plus Size-Labels wie Junarose und Zizzi aus Dänemark werden dagegen immer trendiger.
Wie sieht es mit Designermode aus?
Schlecht. Ich würde ALLES von Chanel tragen. Aber leider passt es mir nicht. Was damals mit Abercrombie passiert ist, zeigt, dass 95 Prozent der Designer keine dicken Leute in ihren Sachen sehen wollen. (Anm. d. Red.: Abercrombie-CEO Mike Jeffries erklärte in einem Statement, dass er mit seiner Mode nur schlanke Menschen anziehen will.) Darum verehre ich Marks & Spencer. Dort gehen die Größen bis zu 48/50. Das zeigt, dass es möglich ist, qualitativ hochwertige Mode in großen Größen anzubieten.
Warum sind Inbetweenies in der Mode so unterrepräsentiert, obwohl sie im echten Leben scheinbar in der Mehrheit sind?
Wir sind nicht mehr an Kurven gewöhnt. Das aktuelle Schönheitsideal ist die muskulöse, athletische Frau. Schau dir mal die Victoria’s Secret-Models an: Die haben früher nicht mehr gewogen, aber sie waren weicher, runder. Heute könntest du auch einen Mann in Unterwäsche und High Heels auf den Laufsteg schicken, es würde keinen Unterschied machen. Darum freue ich mich darüber, dass wenigstens Kim Kardashian die kurvige Frau promotet.
Welche Stylingtipps hast du für Inbetweenies?
Es beginnt im Kopf. Wenn du deinen Körper nicht magst, versteckst du ihn zwangsläufig. Ich glaube aber, dass es jede Frau verdient hat, bemerkt zu werden. Mein Rat also: Trau dich, aufzufallen. Und fühl dich wohl in deinen Klamotten. Dann strahlst du auch.
Hast Du eine How to-Anleitung?
Betrachte dich im Spiegel. Was gefällt dir, was möchtest du betonen, welche Schnitte stehen dir? Ich versuche immer die Taille zu betonen. Das kompensiert breite Schultern und Hüften. Trage keine zu engen oder zu weiten Sachen – das macht fett. Ganz wichtig: passende Unterwäsche. Lass dich am besten in einem Unterwäscheshop vermessen. Es sieht furchtbar aus, wenn der BH an den Schultern oder am Rücken einschneidet. Shapewear ist dein Freund. Und: Mach dir keine Gedanken wegen deiner Größe. Ich kenne Frauen, die die Schildchen aus ihren Klamotten schneiden, weil da 44 steht. Es ist doch nur eine Nummer. Keiner sieht sie!
Es gibt ja Stylingregeln, die schlanker machen, wie Schwarz tragen oder High Heels, weil sie optisch strecken. Ist da was dran?
Ich persönlich glaube nicht daran, dass man als kurvige Frau gewisse Dinge anziehen oder nicht anziehen sollte. Man kann jede Farbe tragen, es muss nicht immer Schwarz sein. Ich bin gerade auf der Suche nach Culottes. Die meisten haben aber Seitentaschen, die mich richtig breit aussehen lassen. Aber ich gebe nicht auf, bis ich eine gefunden habe, die mir steht.
(Text: Bianka Morgen)