Hipstermänner, nehmt euch in acht, ein neuer Kerl ist in der Stadt: Der Lumbersexual
Gerade als wir dachten, der Fashion-Höhepunkt des Bartes sei erreicht, schlendert der „Lumbersexual“ aus den Wäldern. In New York, L.A. und Berlin sah man den urbanen Holzfäller (= engl. Lumberjack) zwar schon länger, aber erst seit der Branchendienst „Gear Junkie“ diesem Männerstyle einen treffenden Namen verpasst hat, ist er nun auch in den Fashionblogs und Stilmagazinen angekommen.
Seine Markenzeichen: Karohemd, Jeans, derbe Boots, Beanie, ein paar Muckis und – klar, Vollbart. Dieser Mann ist das genaue Gegenteil des manikürten Metrosexuellen und des schmächtigen Hipsterjünglings. Im besten Fall sieht er aus als verdiene er sich seinen Lebensunterhalt mit Bäume fällen in der kanadischen Wildnis. Fensterglas-Nerdbrillen und Jutebeutel findet er albern. Dieser Mann ist für’s Anpacken geschaffen: Möbel schleppen, Schafe einfangen, Frauen auf Händen tragen – alles kein Problem, Hemdsärmel hochgerollt und los geht’s. Schmacht! Ein Mann, der Frauenherzen höher schlagen lässt – in allen Lebenslagen. Ich stelle mir das in etwa so vor:
Ich: „Mist! Nagel eingerissen.“
Er (zieht ein Taschenmesser-Set aus seiner Cargo-Hose): „Kein Problem, Baby! Hier hast du ne Feile.“
Viel zu lange musste die Frauenwelt auf die Wiederauferstehung des kernigen Mannes warten. Einer, der mehr Marlboro-Cowboy ist als Ted Mosby. Viel zu lange bedienten sich Meterosexuelle an unserer La Mèr-Creme, viel zu lange mussten wir uns dürre Hipster-Beinchen in Skinny-Jeans ansehen und viel zu lange ließen wir uns von Sporno-Männern zum Crosstraining scheuchen. Der Lumbersexual hingegen lässt nur Wasser und Kernseife an seine haarige Brust, hüllt sich in kuschliges Flannel und zum Essen bestellt er Steak und Speckbohnen…
Okay, holen wir unsere Hormone für einen kurzen Moment zurück auf den Boden der Tatsachen: Ob der urbane Holzfäller im wahren Leben wirklich schon mal einen Baum gefällt hat, ist fraglich. Vermutlich handelt es sich eher um einen Webdesigner, der höchstens mal Kaminholz gehackt hat. Aber was soll’s! Immerhin macht dieser Typ Mann den Eindruck als könnte er eine Bierflasche mit den Zähnen öffnen und uns beim Sex gegen die Wand vögeln. Patagonia-Jacken, wasserabweisende Steppwesten und Struwwelhaar unter bunten Beanies senden eben eine gewisse Männlichkeits-Message. Mode hat schließlich immer etwas mit Fantasie zu tun. Lehnen wir uns also zurück, Ladies und genießen wir den Anblick des Lumbersexuals – solange bis er wieder von den Laufstegen in den Wald verschwindet.