Unten fast ohne: Der rätselhafte Fall der transparenten Hose
Vielleicht sind die Designer zu schlau für mich, aber manche Klamotten kapiere ich einfach nicht. Zum Beispiel die transparente Hose, die aktuell wieder einen Berühmtheits-Schub erlebt, weil sie die 59-jährige Kris Jenner gerade vor den Fotografen bei den Chanel-Couture-Schauen vorführte. Die Gazetten titelten: “Kris Jenners sexy see-through pants”.
Really?
Nichts gegen Kris Jenner. Aber der fatalste Mode-Trugschluss ist: Etwas ist sexy, weil es durchsichtig ist. Sind diese Supermarktbrötchen-Papiertüten mit durchsichtigen Plastikstreifen sexy? Schwarze Netzschläuche aus dem Angelbedarf-Shop? Eben. Und danach sehen die Hosen nunmal aus, die Lady Gaga und Kris Jenner so gerne anziehen. Und so wahnsinnig attraktiv ist es auch nicht, wenn durch eine transparente, Paillettenbesetzte Stoff leberwurstfarbene Haut durchschimmert.
Außerdem: die Tragbarkeit. Beziehungsweise: Die Nicht-Tragbarkeit. Die sonst ja sehr tragbare Designerin Vanessa Bruno war die erste, die eine solche Hose auf dem Laufsteg zeigte – in ihrer Fall/Winter-Kollektion 2010. Übrigens zu einer langen Weste. Warum nur? In transparenten Hosen fährt der Wind ständig durch Mark und Bein. Vorausschauender wäre es gewesen, die Hose gleich mit einem Antibiotikum gegen Nierenbeckenentzündung zu verkaufen.
Transparente Hosen sollen mehr kaschieren als kurze Röcke, aber sie machen stämmige Beine leider auch nicht hübscher, weil man die stämmigen Beine als solche erkennt. In meinen Augen ist die “see-through pant” nicht mehr als ein ganz witziges Showpiece – das nur am Kleiderständer funktioniert. Oder an sehr berühmten Kleiderständern, wie Kate Moss. Die kann eben alles tragen.