Warum die Männerburka die Berliner Modeszene rettet
Huch! Eine Burka? Ja, ganz genau. Sadak wollte mit seiner S/S 2016-Kollektion provozieren. Die Rechnung ist aufgegangen.
Und noch ein Burkamodell von Sadak, in schwarz, kombiniert mit Sonnenbrille, Fächer und jeder Menge Tattoos. Tradition trifft auf Moderne und das auf ziemlich gut durchdachte Weise.
Auch auf Sadaks Laufsteg: Blogger Riccardo, der dafür bekannt ist, dass ihm traditionelle Genderrollen sonstwo vorbeigehen.
Unter all den Männern bei Sadak dann plötzlich eine Frau. Perfekte Inszenierung, um das Thema Geschlechterrollen plakativ umzusetzen.
Es heißt ja oft, die Berliner Fashion Week wäre zu langweilig, zu konventionell und zu oberflächlich und überhaupt würde sich alles nur noch um massentaugliche Tragbarkeit richten, die von Investoren gesteuert wird. Nix da. Wer heute in der Show des Designers Sadak saß, wurde nicht mit strategischer Gefälligkeit eingelullt, sondern ordentlich in den Hintern getreten: Der Männermode-Designer Sasa Kovacevic, der schon bei den Kostümen von “The Hunger Games” mitgearbeitet hat, brachte mit seiner S/S 2016-Kollektion die Berliner Fashioncrowd zum Nachdenken: Er schickte Männer mit Burka-ähnlichen Umhängen über den Laufsteg. Nur ein Styling-Gag? Wohl kaum, denn auf dem Stoff des Umhangs waren zwei verschleierte Frauen aufgedruckt.
Die Burka für Männer war aber nicht das einzige Indiz dafür, dass Sadak genervt ist von den modischen Geschlechterrollen: seine Hip Hop-inspirierten XXL-Klamotten waren aus fließenden, femininen Stoffen genäht, in schimmernden Rosa-und Lilatönen, die jeder Barbie-Garderobe Ehre machen würden. Und diese Klamotten wurden nicht etwa von androgynen Jungs präsentiert, die man sonst so vom Laufsteg kennt, sondern an richtigen Kerlen, einer Frau, und an Blogger Riccardo Simonetti, der eh schon lange auf Geschlechterrollen pfeift und Blumenkränze und Smokey Eyes zu Bartstopeln trägt.
Eine Show, die gut durchdacht war und so gar nicht zum gefälligen, weichen Einheitsbrei vieler anderer Kollektionen passt. Sie war also genau richtig, um zu zeigen, dass Berliner Modedesigner mehr darauf haben, als massentaugliche Entwürfe für Investoren und Kaufhäuser zu produzieren.