30 day challenge: Aus alt mach Trend. Tag 9

Die peinlichsten Schrankleichen sind die, an denen noch das Etikett baumelt. Sie sind der Beweis für blinden Kaufrausch und modischen Größenwahn. Wenn man an nagelneue Klamotten denkt, die ungetragen vor sich hin gammeln, stellt man sich Frauen vor, die fröhlich das Geld ihres Mannes raushauen und die einkaufen gehen, weil gerade nichts Gutes im Fernsehen kommt.
Ungetragene Schrankleichen zu besitzen hat den gleichen Sympathiefaktor wie den Tageseinkauf aus dem Supermarkt direkt von der Tüte in den Abfalleimer zu werfen. Grauenhaft. Geht gar nicht!
Ich muss aber leider kleinlaut gestehen: Ich habe mir im Spätsommer ein Kleid gekauft, ohne es anzuprobieren – und nun hängt es ungetragen herum. Mit Etikett. Warum ich es noch nie anhatte? Weil ich erst daheim feststellte, dass das Kleid am Bauch spannte. Während die Uhr der 28 Tage-Umtauschfrist tickte, hatte ich die Illusion, dass ich ja eventuell mal ein paar Crunches machen könnte, um am Bauch abzunehmen. Statt Crunches machte ich aber noch ein paar Portionen Spaghetti Carbonara. Fazit: Die Umtauschfrist war abgelaufen und das Kleid am Bauch immernoch zu eng.
Heute früh schnitt ich dann das blöde Etikett endlich ab und probierte das Kleid mal wieder an. Es hatte sich leider nicht heimlich im Schrank geweitet. Doch siehe da: Als ich im Büro ankam, saß es schon besser. Normalerweise hasse ich Klamotten, die so schnell ausleiern, aber wen interessiert schon, was normalerweise ist. Mit jeder Stunde, die ich das Kleid nun trage, kommt es mir bequemer vor. Was für ein Glück! Ich habe eine Schrankleiche erfolgreich wiederbelebt und bin sogar um die Crunches drumrumgekommen!