So könnt ihr Fake Fur von echtem Pelz unterscheiden
Model Ming Xi trägt natürlich Fake Fur: Hier einen Mantel von Shrimps.
Jetzt beginnt die Zeit, in der wir uns alle wieder auf die Suche nach der perfekten Winterjacke machen. Fake Fur ist auch in diesem Jahr Trend, doch werden immer häufiger Horrorberichte publik, die davon berichten, dass als Fake Fur getarnte Jacken und Mäntel in Wahrheit doch Echtpelz (teilweise sogar von Hunden und Katzen) enthalten, weil die Herstellung einfach günstiger ist.
WTF? Da entscheide ich mich für die tierfreundliche Variante und dann ist da doch Tierhaar im Spiel?! Wir haben mit Frank Schmidt, Senior Fachreferent für Tiere in der Bekleidungsindustrie von PETA Deutschland e.V. gesprochen und beantworten euch die wichtigsten Fragen dazu.
Stylight: Wie unterscheidet man echten von Fake Fur?
Frank Schmidt: “Für Kundinnen ist die Pelzidentifikation im Alltag sehr schwer. Aber mit einigen Tipps, kann man echten von falschem Pelz gut unterscheiden:
- Der Strukturtest: Pustet dazu leicht über den Pelz. Bei Echtpelz legt sich das dicke Deckhaar zur Seite und die leicht gekräuselte und feine Unterwolle kommt zum Vorschein. Kunsthaar ist starrer und unbeweglicher, häufig gleichlang geschnitten und durch statische Aufladung etwas klebrig im Griff.
- Der Ledertest: Echtpelz wird mitsamt der Tierhaut verarbeitet. Kommt beim Auseinanderziehen der Haare am Ansatz Leder zum Vorschein, handelt es sich um echtes Tierfell. Bei Fake Fur hingegen ist eine gewebte Textilschicht zu sehen.
- Der Feuertest: Aus bereits erworbener Ware können einzelne Haare herausgezogen und angezündet werden. Echtpelzhaare verbrennen genauso wie menschliches Haar mit Horngeruch, während Kunsthaar wie Plastik zu Klümpchen schmilzt und auch so riecht.
Diese Tests können gute Anhaltspunkte liefern, doch eine 100-prozentige Unterscheidung von Echtpelz und Kunstpelz liefern nur teure Labortests der Haare.”
Nimmt die Nachfrage nach echtem Pelz zur Zeit eigentlich gerade ab oder zu?
“In den letzten drei Jahren ist die globale Nachfrage nach Pelz stark eingebrochen. Wie das weltweit führende Pelzauktionshaus Kopenhagen Fur berichtet, ist die Tötung von Nerzen von 87 Millionen Tieren im Jahr 2013 auf nur noch 54 Millionen Tiere 2015 gefallen. Insbesondere das Platzen der Pelzblase in China, mit einem Produktionsrückgang von 40 Millionen auf voraussichtlich acht Millionen Tiere, ist dafür verantwortlich. Gleichzeitig sind auch die Preise für ein Nerzfell von mehr als 100 US Dollar auf im Schnitt 30 bis 35 US Dollar gefallen. Einerseits wächst das Bewusstsein für Tiere auch in Osteuropa oder China in den gebildeten Mittelschichten, andererseits bremsen das Russland-Embargo und das abgekühlte Wirtschaftswachstum in China die Nachfrage nach Luxusmode, welche eines der letzten Bastionen der Pelzbranche ist. Die großen Modeketten von H&M, Zara, Esprit bis Mango und auch Premium-Label wie Hugo Boss und Armani haben aus Tierschutzgründen und nach Gesprächen mit PETA zuletzt Pelz verbannt.”
Fake Fur fühlt sich manchmal erstaunlich echt an. Welche Materialien werden für die “Fake Fur”-Herstellung hauptsächlich verwendet?
“Für Kunstpelze werden ein Grundgarn aus Baumwolle oder Polyester mit einem Florgarn aus Polyacryl oder Modacryl verwebt und auf eine Textilschicht aufgeklebt. Das Material ist von der Haptik und Optik bei guter Qualität fast nicht mehr von Tierpelzen zu unterscheiden. Fake Fur ist sehr robust und wasserabweisend, schnelltrocknend und lässt sich unkompliziert reinigen, weshalb er nicht wie Echtpelz nach einem Regenschauer anfängt etwas zu riechen.”
Welchem Trend in der Pelz-Herstellung unterliegen wir gerade?
“Bunte, verspielte und Oversized Fake Fur-Mäntel von Labels wie Shrimps und Stella McCartney sind weiter angesagt, wobei der aktuelle Trend der internationalen Modeschauen zu Taschen und Schuhen mit extra Flausch geht. Im Westen wird aufgrund der Tierschutzsensibilisierung Pelz meist an Accessoires oder als Pelzkragen verkauft, während die traditionellen Pelzmäntel aus Nerz und Fuchs nur noch in Russland oder China als Hauptmärkte eine gewisse Relevanz haben.”
Gibt es manche Pelzsorten, die man noch vertreten könnte, weil sie als Zweitprodukte bei der Fleischherstellung anfallen?
“Wer Echtfell kauft unterstützt mit seinem Geld immer Tierquälerei. PETA Asia hatte erst im Frühjahr ein Video von drei riesigen Kaninchenpelzfarmen und einem Schlachthaus in China veröffentlicht. Kaninchen müssen dort in winzigen, dreckigen Käfigen leben, bevor man sie schließlich aufhängt und häutet – teils bei lebendigem Leib. Auch Lämmern in Spanien, Italien oder Indien zappeln häufig noch bei Bewusstsein am Haken, wenn ihnen ein Arbeiter die Kehle aufschneidet. Insofern sind Fake Furs die einzig tierfreundliche Fellmode.”