Wie man die wichtigen Leute auf der Fashion Week erkennt
Früher gab es eine einfache Regel: Wer bei einer Modenschau in der Front Row sitzt, der ist wichtig. Das ist schon lange nicht mehr so, seit da russische Millionärsgattinnen Platz genommen haben, asiatische Schauspielerinnen, Casting-Show-Gewinner und Nachtleben-Gestalten.
Also: Wie soll man da noch wissen, wer wichtig ist und wer nicht (außer den Mega-Hollywood-und Stars, die ja jeder kennt)? Wir haben sechs handfeste Indizien gesammelt, woran man die richtig wichtigen Leute erkennt. So entwischt euch kein VIP mehr!
1. Die wichtigen Leute tragen keine Strumpfhosen. Auch nicht, wenn es draußen schweinekalt ist – wie zurzeit immer in New York. Warum sollten sie auch? Die wirklich wichtigen It-Girls, Schauspielerinnen und sonstwie angesagten Menschen haben einen Fahrer, der sie mit der Limousine mit Sitzheizung vor der Türe (oder der Hintertür, backstage) abholt und bei der nächsten Show-Location absetzt. Im besten Falle hält er schon den Bärenfell-haften Mantel auf, in dem die wichtige Person nur noch verschwinden muss. Nur unwichtige Menschen müssen auf ein Taxi warten oder mit der U-Bahn fahren und deshalb zehn Kleidungsschichten im Zwiebellock tragen.
2. Die wichtigen Leute nehmen ihre Babys mit. Wie kinderfreundlich das ist, ist hier nicht die Frage. Ein Baby ist nicht nur ein rebellisches Accessoire, das alle anwesenden Nieten-Luxustaschen und Designer-Lederjacken in den Schatten stellt (die Willis-Töchter haben sich eines vom Nebensitzer ausgeliehen für die Rodebjer-Show, Bloggerin Susie Lau nahm ihren Baby-Buggy mit zu den Schauen). Ein Baby ist ein untrügliches Zeichen, dass jemand richtig viel Macht hat. Denn so ein Baby ist ja eine tickende Zeitbombe. Und mit der muss man erst mal an den Türstehern vorbei.
3. Die wichtigen Leute gehen nicht alleine zu Shows. Sie kommen mindestens zu zweit. Oder in Gruppen. Sie sind nicht die Fashion-Crowd. Sie sind ein Fashion-Tribe. Und im besten Fall noch deren Anführer.
4. Die wichtigen Leute strapsen sich nicht auf. Es gibt bei den internationalen Modewochen einen Haufen Frauen, denen man ansieht, dass sie fünf Stunden von ihrem Personal Make-up Artist mit sieben Pinseln nach den neuesten Erkenntnissen des Contourings bearbeitet wurden und ihre Outfits Wochen vorher bei Luxus-Boutiquen ausgeliehen haben. Und es gibt die wichtigen Leute. Die irgendwas anziehen. Weil ein Modenschau-Besuch für sie so normal ist wie für uns ein Gang zum Kiosk. Das erklärt auch das Ich-geh-mal-eben-schnell-zur-Tanke-Outfit von Annabelle Dexter-Jones, New Yorker It-Girl, Schwester von Marc Ronson und – ja, genau – Designerin Charlotte Ronson (Bild 3 in unserer Bildergalerie!). Die Ähnlichkeit ist doch offensichtlich, oder?
5. Die wichtigen Leute lassen ihre Jacken bei der Show an. Das ist ein Phänomen, das wir auch schon bei den Couture-Schauen und sogar bei der Berlin Fashion Week beobachtet haben. Wichtige Moderedakteure ziehen ihre schweren Margiela-Mäntel oder Yves-Salomon-Parkas (so einen trägt im Bild Editor-at-Large Derek Blasberg von Harper’s Bazaar USA) während einer Show nicht aus. Obwohl es normalerweise bei Shows sehr heiß ist. Und sagen damit: “Jacke ausziehen lohnt sich nicht, ich bin nur auf’m Sprung. Zu was noch Wichtigerem.” Wer damit anfing? Natürlich die wichtigste aller wichtigen Moderedakteure: US-Vogue-Chefin Anna Wintour.
6. Die wichtigen Leute tarnen sich gerne. Vielleicht ist es Tarnung. Vielleicht Provokation. Fakt ist: Einige wichtige Leute – besonders gerne Künstler – kommen in einem seltsamen Aufzug zu einer Show. Man nehme zum Beispiel den Amerikaner Phillip Bloch, der sich gerade in New York mit weißer Cord-Schiebermütze und einem wie selbst gestrickt aussehenden Bob-Ross-Gedächtnispullover blicken ließ. Ein Fünkchen Modebewusstsein muss er aber haben. Sonst wäre wohl nicht der populärste Hollywood-Stylist der 90er aus ihm geworden.
Was folgt nun für uns daraus? Erst nachdenken, wen man da vor sich haben könnte. Und dann schnell ein Erinnerungsfoto schießen.